Zwei Staffel-Medaillen: Ganz nach Shakespeares Geschmack
Die deutschen 4x2,5 Kilometer-Staffeln holen bei der Para Skilanglauf-WM in Toblach (Italien) Silber und Bronze. Die offene Staffel kann ihren Triumph aus Östersund 2023 nicht wiederholen und freut sich trotzdem. Marco Maier führt das Mixed-Team in einem dramatischen Finish aufs Podium.
Sie gingen als Titelverteidiger an den Start und mussten sich am Ende in einer Zeit von 27:52.0 Minuten mit Silber hinter Norwegen (27:26.3 Minuten) und vor China (28:49.4 Minuten) begnügen. Die Enttäuschung beim deutschen Team der offenen Staffel mit Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg, mit Guide Robin Wunderle), Leonie Walter (SC St. Peter, mit Guide Christian Winker), Sebastian Marburger (SK Wunderthausen) und Lennart Volkert (PSV München, mit Guide Nils Kolb) hielt sich in Grenzen. „Natürlich hast du als Titelverteidiger besondere Erwartungen. Aber Silber ist völlig okay. Wir müssen akzeptieren, dass Norwegen heute einen Tick besser war“, sagte der Bundestrainer Ralf Rombach.
Zu verdanken hatten das die Skandinavier in erster Linie ihrem Routinier Kjartan Haugen. Der zweifache Paralympics-Champion übernahm beide Klassisch-Runden eins und drei und zeigte sich nach Rombachs Urteil „brutal stark“. Nach Runde eins übergab er als Zweiter hinter Shuang Yu aus China 0,4 Sekunden vor dem Franzosen Benjamin Daviet und 1,6 Sekunden vor Messinger, der gern vor Haugen geblieben wäre. Vor der Schlussrunde hielt Haugen Marburger in Schach. Er schickte seinen Teamkameraden Thomas Oxaal mit knapp neun Sekunden Vorsprung vor Volkert ins Rennen, der noch mal alles probierte, an Oxaal ranlief – und dann doch abreißen lassen musste. „Zwei Drittel meiner Runde haben sich sehr gut angefühlt. Dann hat es mir den Stecker gezogen“, berichtete der 21-Jährige und fügte hinzu: „Silber ist trotzdem sehr cool.“
Drei Staffeln innerhalb von zwei Sekunden
Und die deutsche Mannschaft durfte am Donnerstagvormittag in Südtirol doppelt jubeln. Die Hoffnung, dass beide Staffeln stark genug für eine Medaille sein würden, ging auf. Das Mixed brachte für Anja Wicker (MTV Stuttgart), Johanna Recktenwald (Biathlon-Team Saarland, mit Guide Michael Huhn), Alexander Ehler und Marco Maier (beide SV Kirchzarten) Bronze – in einem Rennen, von dem der Bundestrainer sagte: „Die Dramaturgie hätte Shakespeare nicht besser schreiben können“.
Die Goldmedaillen-Gewinnerin des Vortags, Anja Wicker, machte als sitzende Startläuferin den schwierigen Auftakt im Getümmel und übergab als Siebte auf Recktenwald und Huhn, die den Abstand auf die Medaillenränge verkürzten. Alexander Ehler schickte Marco Maier als Vierter auf die Schlussrunde. Der 25-Jährige musste zwar den US-Amerikaner Jake Adicoff vorbei lassen, er selbst aber schnappte sich in der letzten Abfahrt vor dem Ziel Xiaobin Liu aus China und kurz darauf Natalie Wilkie aus Kanada. „Ich wusste von Anfang an, dass es richtig, richtig eng wird. Auf der Zielgerade konnte ich zum Glück schon ein bisschen rausnehmen. Es hat großen Spaß gemacht“, sagte er. Gold ging an die Ukraine (28:26.4 Minuten) vor den USA (28:33.9 Minuten). Die deutsche Staffel kam auf eine Zeit von 28:42.6 Minuten, China folgte eine Sekunde dahinter, Kanada weitere 0,6 Sekunden später auf Rang fünf.
„Marco hat eine fulminante Schlussrunde hingelegt. Aber auch alle anderen haben sich sehr gut verkauft. Es war heute insgesamt in beiden Staffeln wieder eine starke Teamleistung“, sagte Rombach und schloss dabei explizit das Wachser-Team und Christian Winker als eingesprungenen Ersatz-Guide ein. Johanna Recktenwald brachte die Bedeutung einer Staffel-Medaille gut auf den Punkt: „Ich bin megazufrieden mit meiner Laufleistung und glücklich, ein Teil der Staffel sein zu dürfen, am Ende anzufeuern und auch beim anderen Team mitzufiebern.“
Am Freitag sind die Para Skilangläuferinnen und Para Skilangläufer wieder im Einzelkampf unterwegs. Dann enden die WM-Wettkämpfe in Toblach mit einem 20-Kilometer-Rennen in der freien Technik.
Weitere Informationen:
https://www.worldcup-dobbiaco.it/para
Quelle: Nordic Paraski Team Deutschland