Interviewreihe im Jubiläumsjahr

Zeitzeugen-Berichte aus 75 Jahren Verbandsarbeit

Diese Personen haben die Entwicklung des BBS, genauer gesagt den Behinderten- und Rehabilitationssport in Baden, mit all seinen Facetten miterlebt und mitgestaltet. In den kommenden Monaten werden auf dieser Seite die Gespräche eingestellt. Sie erhalten Einblicke in Geschichten und Perspektiven, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Schauen Sie rein und lesen Sie nach!

Verbandsentwicklung: Interview mit Michael Eisele - Geschäftsführer des BBS seit 1993

„Der BBS ist mehr als Sport“

Michael Eisele ist seit 1993 hauptamtlicher Geschäftsführer des Badischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes. BBS-Mitarbeiterin Tanja Wolf sprach mit ihm über die letzten 32 Jahre, in denen sich der bis dahin rein ehrenamtlich geführte BBS zu einem professionell organsierten und arbeitenden Verband hin entwickelte, der im Jubiläumsjahr zu den größten Behindertensportverbänden in Deutschland gehört.

Du bist bereits seit 1993 beim BBS. Wie bist Du zum Verband gekommen und wie hat sich Dein Tätigkeitsfeld entwickelt?

Nach meinem Sportwissenschaft-Studium war der Plan, im organisierten Sport tätig zu werden. Bestenfalls in einem Bereich, der möglichst vielfältig und mit größtmöglichem Gestaltungs- und Entwicklungspotential ausgestattet ist. Rückblickend war es für mich ein absoluter Glücksfall, dass der BBS just zu dieser Zeit einen hauptamtlichen Geschäftsführer suchte. Aus Wunsch und Hoffnung, wurde für mich mit den Jahren ein Traumjob.

Der BBS zählte 12.000 Mitglieder, 150 Mitgliedsvereine und veranstaltete im Jahr gerade einmal acht Aus- und Fortbildungslehrgänge. Bis Ende der 90er Jahre bestand meine Arbeit aus sehr, sehr viel Verwaltung. Abrechnungen mit Vereinen und Berufsgenossenschaften, vier Ausgaben der Mitgliederzeitschrift Sportforum b im Jahr inklusive Inhalte, Redaktion und Vertrieb: Alles lief über die Geschäftsstelle, die bis Ende der 90er Jahre nur aus meiner Person bestand. Demzufolge blieb nur wenig Zeit für eine Weiterentwicklung, die Umsetzung von Ideen usw. Schlussendlich waren es die perspektivische Fortentwicklung des hauptamtlichen Personals, Veränderungen im BBS-Präsidium und der Umzug in die neuen Geschäftsräume nach Sandweier, die auch mir persönlich nach und nach Möglichkeiten eröffneten, neue Aufgabenschwerpunkte zu setzen. Da waren z.B. die Verbesserung der Außenwirkung des Verbandes, die Kommunikation mit unseren Vereinen und anderen Sportverbänden, aber auch mit Institutionen und Einrichtungen außerhalb des organisierten Sports, die Übungsleiterausbildung, die Rolle des Breiten- und des Paralympischen Spitzensports u.v.a.m.

Im Jubiläumsjahr 2025 sind beim BBS neun hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Hinzu kommen zwei Minijobs und elf Übungsleiterinnen und Übungsleiter im Para-Sport. Der Verband hat 40.000 Mitglieder in über 400 Mitgliedsvereinen.

Welche wesentlichen Veränderungen haben den Verband von den Anfängen bis heute geprägt?

Eine der wesentlichen Veränderungen über die Jahrzehnte hinweg ist sicherlich die schrittweise Entwicklung des Personals. Die Einführung des Hauptamtes hat maßgeblich zum großen Erfolg des Verbandes beigetragen. Dabei folgte die Personalentwicklung – spätestens mit Beginn der 2000er Jahre – immer den jeweiligen Aufgaben und Zielen. D.h., wir hatten eine Idee und einen Plan, für dessen Umsetzung es zusätzliche personelle Ressourcen erforderte und erst dann suchten wir nach entsprechend qualifizierten Personen.

Nachdem ich 1993 der erste hauptamtliche Mitarbeiter war, kam zehn Jahre später Holger Kimmig hinzu, zunächst als Teilzeitkraft. In dieser Zeit erhielten wir vom Landessportverband Baden-Württemberg auch die Anerkennung als „Zivildienststelle im Sport“, die wir im Jahr 2003 erstmals besetzen konnten. Richtungsweisend war aus meiner Sicht aber die Anerkennung als Ausbildungsstelle für die Berufe „Sport- und Fitnesskaufmann/-frau“ und „Büromanagement“. So konnten wir ganz gezielt für unsere Bedarfe aussuchen und ausbilden. Von 2005 bis 2014 bildeten wir mit Holger Kimmig, Christine Engel und Tanja Wolf drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus, die auch im Jubiläumsjahr 2025 allesamt noch für den BBS tätig sind und zu den Korsettstangen der BBS-Geschäftsstelle gehören. Dies gilt ganz genauso für Eva Klavzar (2015), Kim Früh (2017), Laura Wienk-Borgert (2019) und zuletzt Fiona Burg (2022). „Einmal BBS, immer BBS…“: Der Verband kann froh und stolz auf das Mitarbeiter-Team in der BBS-Geschäftsstelle sein.

Die „Lehre“ auf hauptamtliche Beine zu stellen, gehört sicherlich auch zu den wichtigsten und bedeutsamsten Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Eine Betrachtung der „Aus- und Fortbildung“ im BBS kann nicht geschehen, ohne den Namen Bernhard Kurz zu nennen, der herausragenden Persönlichkeit in der 75jährigen Verbandsgeschichte des BBS. Bernhard war von 1968 an bis zu seinem Tod 2020 ununterbrochen Mitglied des Verbands-Präsidiums und hat den BBS in 52 Jahren, vor allem in seiner Funktion als Lehrwart, geprägt wie kein anderer. Das Aus- und Fortbildungswesen des BBS, „sein Lieblingskind“, hat er bis kurz vor seinem Tod in außerordentlicher Weise mitgestaltet, entwickelt und geprägt. Hierzu zählt im Übrigen auch der kontinuierliche und schrittweise Übergang der „Lehre“, von der ehren- auf die hauptamtliche Ebene. Dieser Prozess begann bereits im Jahr 2006 und ist beim BBS seit 2011 mit dem Namen unserer Lehrreferentin Eva Klavzar verbunden.    

Auch der Rehabilitationssport ist einer der Bereiche, dessen Veränderungen über die letzten 50 Jahre hinweg die Verbandsentwicklung maßgeblich beeinflusst haben. Entwickelt hat sich der Rehasport aus dem Versehrtensport heraus. Mit den Jahren ist er zu einer zentralen Säule des Verbandes und des gesamten organisierten Behindertensports geworden. Anfang der 2000er Jahre erfolgte eine Art Quantensprung. Auslöser hierfür war die gesetzliche Verankerung des Rehabilitationssports mit der Verpflichtung der Kostenträger, diese Leistung sicherzustellen. Eine enorme Zunahme der Nachfrage an Rehasportangeboten in unseren Vereinen war die Folge, ebenso die zunehmende Kommerzialisierung des Rehasports. Immer mehr Einrichtungen, die nicht dem organisierten Sport angehörten, wollten nun als „Leistungserbringer für Rehabilitationssport“ finanziell partizipieren. Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten stets versucht, diese rein kommerziell orientierten Strukturen aus dem Sport fernzuhalten. Ungeachtet unserer klaren Positionierung in dieser Frage, viele sagen vielleicht auch gerade deshalb, entwickeln sich die Teilnehmer- und Mitgliederzahlen im Rehasport im BBS seit Jahrzehnten kontinuierlich nach oben (Ausnahme Corona).

Die sich über die Jahre und Jahrzehnte Schritt für Schritt verändernde Wahrnehmung und Wertschätzung des Para-Sports in der Öffentlichkeit, aber auch innerhalb der baden-württembergischen Sportfamilie, stehen für mich auch stellvertretend für die gesamte Verbandsentwicklung. Noch bis in die Mitte der 1990er Jahre fristete der Para-Sport ein Nischendasein. Die mediale Berichterstattung war gering, man blieb meistens unter sich. Selbst nach den Paralympics im Jahr 2000 in Sydney wurden beispielsweise Paralympicssieger nicht in relevanten Sportsendungen wie z.B. der Sportschau oder dem Aktuellen Sportstudio interviewt, sondern im Gesundheitsmagazin Praxis. Die Förderung des Spitzensports für Sportlerinnen und Sportler mit einer Behinderung in Baden-Württemberg erfolgte auf einem sehr niedrigen Niveau pauschal, ohne jegliche Kader- und Förderstruktur. Dies änderte sich erst mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Para-Sport Baden-Württemberg (ARGE) im Jahr 2013, einem Zusammenschluss von BBS und Württembergischem Behinderten- und Rehabilitationssportverband (WBRS). Gleichzeitig wurde unserer Leistungssportreferent Holger Kimmig als Vertreter des Para-Sports in den Präsidialausschuss Leistungssport im Landessportverband Baden-Württemberg (PAuLe) berufen, ein strukturiertes Förderkonzept mit ausgewählten Schwerpunktsportarten wurde entwickelt und finanziell gut ausgestattet. Heute, im Jahr 2025, wird der Para-Sport in Baden-Württemberg wertgeschätzt und innerhalb der etablierten Sportstrukturen gleichberechtigt gefördert. Paralympische Athletinnen und Athleten haben wie olympische Sportlerinnen und Sportler Zugang zu allen Spitzensporteinrichtungen des Landes. Die Paralympischen Spiele 2024 waren für die mediale Berichterstattung, auch in Baden-Württemberg, beispielgebend.  

Gibt es ein besonders prägendes Ereignis, das Dir in Erinnerung geblieben ist?

Nein, das eine, besonders prägende Ereignis, gab es für mich nicht. Es gab aber viele Ereignisse und Entscheidungen, die man rückblickend aus meiner Sicht als Meilensteine bezeichnen kann.

Da ist zuallererst der ehemalige Präsident und heutige Ehrenpräsident Günter Pfullendörfer. Wir begannen fast gemeinsam im Februar/März 1993 und arbeiteten knapp 18 Jahre lang sehr erfolgreich zusammen. Er hat mir ganz persönlich von Beginn an ein außergewöhnliches Vertrauen entgegengebracht und dies vor allem auch in den Anfangszeiten, in denen nicht immer alles rund lief. Ihm war es stets ein elementares Anliegen, dass sich seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohl fühlen und man fair und ehrlich miteinander umgeht. Darin ist er mir persönlich bis heute ein Vorbild.

Meilenstein und Glücksfall zugleich war für den BBS die Präsidentschaft von Dr. Erwin Grom von 2010 bis 2018. In dieser Zeit hat er den BBS in vielerlei Hinsicht geprägt und sich nachhaltige, außergewöhnliche Verdienste erworben. Ihm gelang es u.a., den BBS mit seiner ganz besonderen und spezifischen Aufgabenstellung im organisierten Sport in Baden-Württemberg aus seinem „Nischendasein“ herauszuholen und ihn in Freizeit-, Breiten-, Rehabilitations- und vor allem im Leistungssport gleichberechtigt zu allen anderen Fachverbänden zu positionieren. Jeder Verein, jeder Verband, jedes Gremium, kann es sich nur wünschen, ihn in seinen Reihen zu haben. Ihn als Präsident gehabt zu haben, war ein Glücksfall!

Prägend und im Rückblick für die Entwicklung des BBS richtungsweisend waren die Jahre 2003 bis 2007, die von sportpolitischen Fragestellungen geprägt waren. In dieser Zeit wurde immer wieder die Frage einer gesamt baden-württembergischen Sportstruktur diskutiert. Auch der Behindertensport blieb davon nicht „verschont“ und somit war auch ein Zusammenschluss von BBS und WBRS über viele Jahre ein beherrschendes Thema. Sportpolitische und auch andere zum Teil heftige Auseinandersetzungen zwischen den handelnden Personen von BBS und WBRS prägten in dieser Zeit die Gremiensitzungen. Nachdem im Jahr 2005 schon einmal kurzzeitig Einvernehmen über einen gesamt-baden-württembergischen Behindertensportverband bestand und im Jahr 2006 gar das erste und bis heute einzige, gemeinsame Aus- und Fortbildungsprogramm veröffentlicht wurde, zerbrach das gesamte Gedankenkonstrukt jäh im Sommer 2007. Prägend für mich deshalb, weil es Jahre und Sitzungen von Misstrauen und zum Teil heftigsten Streitigkeiten mit Beleidigungen und Anfeindungen auf beiden Seiten waren. Für den BBS richtungsweisend, weil spätestens ab diesem Zeitpunkt klar war, dass wir ab sofort nur noch für uns, unsere eigenen Ideen und Entwicklungen verantwortlich sind. Seit dieser Zeit wurde ein möglicher Zusammenschluss von relevanten Stellen nie mehr thematisiert.

Ebenfalls richtungsweisend und ein absoluter Meilenstein war sicherlich der Bau und am Ende auch der Kauf unserer neuen Geschäftsstelle. Diese großartigen und repräsentativen Räumlichkeiten eröffneten uns bis dahin ungeahnte Möglichkeiten bei der Projekt- und Mitarbeiterentwicklung. Gleichzeitig war es aber auch ein klares Signal an bestehende und neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass die Zentrale des badischen Behindertensports auf Dauer in Baden-Baden sein wird. Was im Sommer 2003 mit dem Einzug in das neue Gebäude in Baden-Baden Sandweier begann, nahm in den Jahren danach einen im Rückblick fast märchenhaften Verlauf. 2009 machte uns der TV Sandweier ein Kaufangebot, welches wir im Jahr 2010 annahmen. Der BBS wuchs stetig weiter, viele unserer Projekte und Ideen wurden zu großen Erfolgen, es bestand Platzbedarf. Der eigentliche Anstoß, den Ausbau und die Erweiterung um eine weitere Etage in Angriff zu nehmen, kam dann durch eine unerwartete Großspende im Jahr 2015. Ende Dezember 2018 konnten wir nach knapp sechs Monaten Bauzeit unser nun zweistöckiges „Schmuckstück“ beziehen.

Die Wiederentdeckung des Breitensports verbinde ich im Rückblick mit dem Namen Erich Launer, unserem ehemaligen Vizepräsidenten, und dem Jahr 2007. Im Rahmen einer Präsidiumssitzung thematisierte er eher beiläufig die seiner Ansicht nach Vernachlässigung des Breitensports seitens des Verbandes in den vergangenen Jahren. Hieraus entwickelte sich eine breite, landesweite Diskussion, an deren Ende eine neue Breitensportkonzeption stand, aus der heraus sich dann u.a. Projekte wie Behindertensport macht Schule, das neue Landessportfest und unsere Co-Trainer-Ausbildung entwickelten.

Am 18. Mai 2010 waren wir an der Grundschule in Sinzheim-Kartung erstmals mit Behindertensport macht Schule unterwegs. Im Jubiläumsjahr 2025 feiert die Initiative ihr 15jähriges Bestehen. Aus der Idee, Schülerinnen und Schülern in einem ungezwungenen Rahmen die einmalige Gelegenheit zu bieten, Menschen mit Behinderungen und deren Sportarten kennenzulernen und die Sportarten aktiv auszuüben, wurde das Erfolgsprojekt des BBS. Nach über 300 besuchten Schulen mit 25.000 Schülerinnen und Schülern, ist die Initiative fester Bestandteil im Angebot vieler Schulen in Baden geworden. Seit 2012 erfolgt die Finanzierung ununterbrochen durch das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg.

Der BBS ist, spätestens seit dem Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009, einer der Schrittmacher für das Thema Sport und Inklusion im badischen Sport. Mit der Einstellung unserer Sport-Inklusionsmanagerin Kim Früh im Jahr 2017 waren wir dann auch in der Lage vieles von dem, was lange Zeit nur Ideen und Vorhaben waren, in der gesamten Breite in die Tat umsetzen. Innerhalb des badischen und auch des baden-württembergischen Sports wurden wir schon immer als „Experten“ für das Thema „Menschen mit Behinderung im Sport“ wahrgenommen. Mit Kim bekam das Thema „Inklusion“ ein Gesicht. Und mit der Einrichtung der gemeinsamen Servicestelle Inklusion der beiden badischen Sportbünde 2018 wurde es zumindest gedanklich auch dort platziert, wo es innerhalb des Sports meiner Ansicht nach hingehört: Nämlich in die sportartübergreifende Struktur der Landessportbünde.

Reich an Erinnerungen ist auch der Rückblick auf unsere Sportgalas der Jahre 2006 bis 2016. Die Austragung im exklusiven Ambiente des Hotels Colosseo im Europa Park Rust, die unzähligen Topstars des Sports, die wir als Gäste begrüßen durften und nicht zuletzt die legendäre Moderation des leider im Jahr 2022 viel zu früh verstorbenen Michael Dittrich, sind Teil der Verbandsgeschichte und werden ewig in Erinnerung bleiben. Alles hat seine Zeit: 2018 musste die Gala wegen zu geringer Nachfrage erstmals abgesagt werden, dann kam Corona … Eine Wiederaufnahme ist nicht mehr gelungen.

Du hast erwähnt, dass in den Anfängen der 2000er Jahre die Sportpolitik eine große Rolle spielte. Wie blickst Du denn auf diese Diskussionen aus heutiger Sicht zurück?

Die Heftigkeit der Auseinandersetzungen, aber auch die enorme Leidenschaft, mit der diskutiert und um Positionen gerungen wurde, wirkt im Rückblick, zumindest in Teilen, fast unwirklich und ist für mich heute nur noch schwer vorstellbar. Die wachsende Bedeutung des Rehabilitationssports und die Veränderungen der Führungskultur auch in den Behindertensportvereinen spielen hierbei sicherlich eine wichtige Rolle. Noch in den 80er und auch noch Anfang der 90er Jahre waren sehr viele der ehrenamtlichen Führungspersonen in den Vereinen selbst von einer Behinderung betroffen, sehr häufig auch durch Verletzungen, die noch aus dem 2. Weltkrieg resultierten. Sport- und sozialpolitische Fragen und Diskussionen waren in dieser Zeit allgegenwärtig. Dies zeigte sich u.a. auch in den Mitgliederversammlungen auf Verbandsebene. Sowohl die großen Teilnehmerzahlen als auch die leidenschaftlichen, zum Teil auch hitzigen Diskussionen erinnerten häufig eher an Bundestagsdebatten. Sie waren aber auch Ausdruck der starken, lebenserfahrenen und äußerst empathischen Persönlichkeiten, die den Behindertensportvereinen vorstanden und mit Vehemenz und großem Sachverstand um die besten Entscheidungen für die Entwicklung ihrer Vereine stritten.

Welche Chancen siehst Du für die kommenden Jahre? Was wünschst Du Dir für den BBS?

Unsere originäre Klientel sind Menschen mit schweren und schwersten Behinderungen. Diese Zielgruppe weiterhin im Fokus zu behalten und noch mehr für den Sport und vor allem für den Sport im Verein zu begeistern, gleichzeitig unsere Mitgliedsvereine in einer noch größeren Breite für den „Sportverein für alle“ zu sensibilisieren und auf dem Weg dahin zu unterstützen, ist Chance und Herausforderung zu gleich.

Aufgrund seiner besonderen Aufgabenstellung, nämlich auf der einen Seite der Fachverband für den Sport von Menschen von Behinderung zu sein, andererseits aber auch durch die Zuständigkeit für eine ganz spezielle Gruppe von Menschen, ist unser Tätigkeitsfeld ebenso breit wie vielfältig und spannend. Wir haben ein großartiges Team an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit großer Empathie für unsere gemeinsame Sache und den BBS, ein überragendes Miteinander, geprägt von einer großen gegenseitigen Wertschätzung. Zusammen mit dem erstklassig besetzen Präsidium herrscht eine außergewöhnliche Mischung aus Erfahrung, Ideenreichtum und ausgeprägtem Fachwissen. Es gibt für mich keinen einzigen Grund, im Hinblick auf die weitere Entwicklung des BBS nicht positiv in die Zukunft zu schauen. Ich sehe hier keinerlei Wolken am Himmel.

Der BBS gehört in nahezu allen Bereichen zu den Top-Behindertensportverbänden in Deutschland und sicherlich auch zu den herausragenden Sport-Fachverbänden in Baden-Württemberg. Wir haben eine eigene Geschäftsstelle, sind finanziell gut aufgestellt und haben über Jahrzehnte ein Aus- und Fortbildungswesen entwickelt, um das wir bundesweit beneidet werden. Wir haben in den vergangenen Jahren herausragende Projekte mit großer Strahlkraft entwickelt. Stellvertretend nenne ich hier Behindertensport macht Schule, die Co-Trainer-Ausbildung für Menschen mit einer geistigen Behinderung und unser aktuelles Projekt Inklusives BADEN. Bei alldem haben wir uns stets die größtmögliche Unabhängigkeit im Denken und Handeln bewahrt. Ich wünsche mir natürlich, dass uns dies auch weiterhin gelingt, wir auch zukünftig konsequent handeln und dabei stets klar in den Entscheidungen bleiben.

Entwickeln durch Tun, stets ein klares Ziel vor Augen haben, die Sache möglichst immer vom Ende her denken und vor allem, immer die Betroffenen und die Vereine im Fokus haben: Dies sollten auch künftig unsere Leitplanken sein. Der BBS ist mehr als Sport!