Weitere WM-Medaillen für badische Athleten

Im Biathlon über zehn Kilometer gewinnt Leonie Walter (SC St. Peter) ihren zweiten Titel bei der WM in Schweden. Ihr Guide Pirmin Strecker trägt unter der Mütze die Haare schön. Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg, mit Guide Robin Wunderle) und Anja Wicker holen Silber, wobei Letztere erneut mit ihrem Schießergebnis hadert.

Der Mittwoch im Skistadion von Östersund hat es wieder bewiesen: Siegerinnen und Sieger beim Biathlon werden am Schießstand gemacht. Leonie Walter setzte alle 20 Schüsse ins Ziel und gewann bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung ungefährdet vor Oksana Shyshkova (ebenfalls fehlerfrei) aus der Ukraine. „Ich bin es konzentriert angegangen und habe geschaut, dass ich übers Schießen Luft nach hinten gewinne. Das hat gut funktioniert“, sagte die nun zweifache Weltmeisterin vom SC St. Peter, deren härteste Konkurrentin, Linn Kazmaier von der SZ Römerstein, über die Mitteldistanz eine Pause einlegte. Bronze ging an Carina Edlinger aus Österreich vor Johanna Recktenwald (Biathlon-Team Saarland, mit Guide Lutz Klausmann), die sich vier Fehler leistete und dadurch ihre Medaillenchancen einbüßte.

Als Leonie Walter und Pirmin Strecker zur Siegerhymne schritten, zog der Guide standesgemäß seine Mütze ab – und präsentierte eine Mönchsfrisur. „Wettschulden sind Ehrenschulden“, sagte der 20-Jährige – er hatte mit Marco Maier vor den Titelkämpfen gewettet, ob Maier Weltmeister werden würde oder nicht, was seinem 23-Jährigen Vereinskameraden vom SV Kirchzarten bei den Männern stehend in Östersund nun bereits zweifach gelungen ist: im Biathlon-Sprint am Samstag und im Langlauf-Sprint am Dienstag.

Messinger holt sein zweites Silber

Bei den Männern mit Sehbeeinträchtigung gewann Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg) über die zehn Kilometer wie weniger als 20 Stunden zuvor im Langlauf-Sprint Silber. Er leistete sich dabei einen Schießfehler. „Mit 19 Treffern aus 20 Schuss bin ich sehr zufrieden, da hatte ich schon ganz andere Ergebnisse. Mehr als Silber war heute nicht drin.“ Oleksandr Kazik aus der Ukraine gewann trotz dreier Fehler überlegen Gold, der Lokalheld der schwedischen Fans, Zebastian Modin, landete zwei Sekunden hinter Messinger auf Bronze.

Bei den Frauen sitzend kam die klare Siegerin aus den USA: Kendall Gretsch holte Gold vor Anja Wicker (MTV Stuttgart) und Andrea Eskau (USC Magdeburg). Die für gewöhnlich sichere Schützin Wicker leistete sich fünf Fehler. Zwar wäre Gold auch ohne die Extrarunden außer Reichweite gewesen, die 31-Jährige ärgerte sich trotzdem. „Fünf Fehler sind einfach nicht akzeptabel. Ich weiß, dass ich es besser kann. Ich bin froh, dass ich noch eine Chance habe, mit einem besseren Schießergebnis nach Hause zu fahren.“

Diese Chance ergibt sich für sie am Freitag beim Biathlon-Einzelrennen über 12,5 Kilometer; der heutige Donnerstag ist wettkampffrei. Ob Andrea Eskau über die lange Distanz am Start sein wird, entscheidet sich kurzfristig. Die 51-Jährige ist gesundheitlich angeschlagen. Zum Abschluss des Mittwochs wurden bei den Männern stehend Alexander Ehler (SV Kirchzarten) und Steffen Lehmker (WSV Clausthal-Zellerfeld) beim Sieg des Kanadiers Mark Arendz Vierter und Sechster.

Die Bilanz der deutschen Ski nordisch-Mannschaft in Schweden nach vier von sieben Wettkampftagen übertrifft nach wie vor die Erwartungen. Bislang gab es fünf Gold-, acht Silber- und sechs Bronze-Medaillen.

Der weitere Zeitplan:
Freitag, 27. Januar, 10 bis 15:15 Uhr: Biathlon Einzelrennen (12,5 km)
Samstag, 28. Januar, 12 bis 16:05 Uhr: Langlauf Mitteldistanz freier Stil (10 km)
Sonntag, 29. Januar, 10 bis 12:35 Uhr: Langlauf-Staffeln Mixed und Offen (4x2,5 km)

WM-Silber auch für Anna-Lena Forster in der Abfahrt

Gold im Abfahrts-Rennen: Anna-Maria Rieder ist bei der Para Ski alpin-Weltmeisterschaft im spanischen Espot eine Überraschung gelungen. Doppel-Weltmeisterin Anna-Lena Forster (BRSV Radolfzell) holte Silber in der Abfahrt. Andrea Rothfuss wurde Vierte und den beiden einbeinigen Nachwuchstalenten Leander Kress und Christoph Glötzner gelang mit den Rang 14 und 15 die beste Platzierung überhaupt.

Als Anna-Maria Rieder ins Ziel fuhr und ihre Zeit sah, jubelte sie laut – schließlich war dort die „1“ aufgeploppt und Rieder die letzte der favorisierten Fahrerinnen. Ganz nach oben aufs Podest zu fahren – die 22-Jährige vom RSV Murnau konnte nicht mehr aufhören zu grinsen.

„Das ist ziemlich, ziemlich cool! Ich war heute Vormittag im Training Dritte und habe gedacht: Es könnt’ sich vielleicht ausgehen, wenn ich Gas gebe“, sagte Rieder, die am ersten Tag im Super-G Bronze und gestern in der Super-Kombination Silber gewonnen hatte: „Die Abfahrt hat sehr viel Spaß gemacht und jetzt bin ich sehr, sehr glücklich.“

Lob gab es dafür auch von der bisher schon zwei Mal vergoldeten Teamkollegin Anna-Lena Forster, die den Titel-Hattrick verpasste. „Das war mega stark“, sagte Forster auf Rieder angesprochen. Ihre eigene Performance fand die 27-Jährige „okay“, weil sie sich zum Abfahrtstraining steigern konnte, musste sich aber klar hinter der Niederländerin Barbara van Bergen einreihen: „Barbara ist einfach stark in der Abfahrt, die lässt es krachen. Sie ist gut gefahren und ich gönne es ihr. Sie traut sich einfach mehr in den Speed-Disziplinen, da muss ich stetig an mir arbeiten, ich bin dann doch manchmal mehr der Hosenscheißer.“

Andrea Rothfuss, für die die Abfahrt eine „Überraschungskiste“ war, wurde mit 0,38 Sekunden Rückstand aufs Podest Vierte. „Platz vier ist ärgerlich, weil noch ein bisschen was drin gewesen wäre, aber ich bin echt zufrieden mit dem Rennen heute“, sagte die 33-Jährige, die im Super-G Silber gewonnen hatte.

Weitere Goldmedaille für Forster im Riesenslalom

Wie bereits zum Auftakt im Super-G jubelt das deutsche Team bei der Para Ski alpin-Weltmeisterschaft im spanischen Espot auch im Riesenslalom über einen kompletten Medaillensatz: Anna-Lena Forster gewann im Monoski bereits ihren dritten WM-Titel in Spanien, während Anna-Maria Rieder und Andrea Rothfuss in der stehenden Klasse Silber und Bronze holen - für Rothfuss war es die 30. WM-Medaille ihrer Karriere.

Gold, Gold, Silber, Gold: Die WM-Ausbeute von Anna-Lena Forster liest sich fantastisch. Und doch ist sie nicht ganz zufrieden bei der WM in Espot – die dürftige Konkurrenz-Situation macht der 27-Jährigen zu schaffen. Zwar waren acht Athletinnen am Start, aber vier davon kamen auf dem anspruchsvollen Steilhang von Espot nicht ins Ziel. „Ich weiß gar nicht, was ich noch sagen soll“, meinte Forster und zuckte mit den Schultern.

Vor einem Jahr in Lillehammer war sie bei der WM auf Kurs, um fünf Goldmedaillen in fünf Rennen zu holen – blieb dann aber im Riesenslalom hängen und stürzte. „Daher freut es mich, dass ich im Riesenslalom auch mal eine Goldmedaille gewinnen konnte. Aber es war schon ein krasser Lauf, sehr drehend – ich habe mich nur schlecht gefühlt, aber das gehört auch mal dazu“, sagte Forster, die nun nach vier Renntagen in Folge zwei Tage Pause hat, um dann im abschließenden Slalom, ihrer Paradedisziplin, Gold Nummer vier anzugreifen: „Ich freue mich, mal länger zu schlafen, den Kopf freizubekommen und einfach mal resetten, um im Slalom wieder frisch zu sein.“

Nach vier Renntagen hat das deutsche Ski alpin-Team nun vier Gold-, vier Silbermedaillen und zwei Bronzemedaillen auf dem Konto. Nach einem Ruhetag stehen am Samstag (Männer) und Sonntag (Frauen) noch die Slalom-Entscheidungen auf dem Plan. Der ursprünglich für 29. Januar angedachte Parallel-Slalom wurde durch die wetterbedingten Verschiebungen am vergangenen Wochenende aus dem Programm gestrichen.

Quelle: DBS

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