Voller Vorfreude und Kribbeln: Team D Paralympics für Paris nominiert

40 Tage vor der Eröffnung der Paralympischen Spiele ist das Team Deutschland Paralympics für Paris 2024 offiziell nominiert worden. Fest steht: Die Mannschaft wird in der französischen Hauptstadt größer sein als bei den Spielen vor drei Jahren in Tokio und will zwischen dem 28. August und 8. September für Furore sorgen. 142 Athletinnen und Athleten sowie fünf Guides in 18 Sportarten werden Deutschland beim drittgrößten Sportevent der Welt vertreten – weitere Startplätze könnten folgen. Nach Paris fahren auch zwei Sportler aus Baden: Merle Menje (Para Leichtathletik, Stadt-Turnverein Singen) und Nikolai Kornhaß (Para Judo, 1. Mannheimer Judo-Club).

„Jetzt wird es ernst. Wir fahren mit einer großen Mannschaft nach Paris – voller Vorfreude und mit viel Kribbeln im Bauch. Paralympics im Nachbarland, im Herzen Europas, ohne Zeitverschiebung; endlich wieder volle Wettkampfstätten und die geballte Ladung an Emotionen, die den Sport ausmachen. Das sind die Zutaten, die uns besonders gut schmecken“, betonte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher bei der Pressekonferenz in der Hauptstadtrepräsentanz der Sparkassen-Finanzgruppe in Berlin und ergänzte: „Wir freuen uns auf viele Zuschauer*innen aus Deutschland. Und wer nicht vor Ort dabei ist, kann sowohl die Eröffnungsfeier als auch manche Wettkampftage bei ARD und ZDF erstmals in der Primetime verfolgen.“

Das Team D Paralympics wird in 18 von 22 Sportarten um bestmögliche Platzierungen und Medaillen kämpfen – nur im Blindenfußball, Goalball, Para Gewichtheben und Para Taekwondo ist Deutschland nicht dabei. Mindestens 142 Athlet*innen sind am Start – darunter 65 Sportlerinnen und 77 Sportler, zudem fünf Guides. „Unsere Mannschaft ist größer als bei den Paralympics in Tokio vor drei Jahren, so dass wir den Abwärtstrend, was die Teamgröße angeht, gestoppt haben. Und das trotz erschwerter Qualifikation in den Mannschaftssportarten durch die kleineren Starterfelder. Weitere Athlet*innen könnten im Rollstuhltennis noch hinzukommen, hier warten wir auf die finale Entscheidung des Weltverbandes“, erklärte Dr. Karl Quade, der in Paris bereits seine 18. Paralympics erleben wird – drei als Volleyballer, inklusive der Goldmedaille in Seoul 1988, und nun die 15. Spiele in der Rolle als Chef de Mission.

Besonders erfreulich sei die Entwicklung in den Sportarten Para Rudern (sieben Athlet*innen statt zwei) und Para Triathlon (fünf Athlet*innen statt einem) im Vergleich zu Tokio. Begleitet wird die Mannschaft von mehr als 130 weiteren Personen aus dem Funktionsteam, darunter Trainer*innen, Ärzt*innen und Betreuer*innen. Insgesamt werden in Paris 4400 Athlet*innen aus rund 180 Nationen in 22 Sportarten und 549 Wettbewerben um Medaillen kämpfen.

56 Debütant*innen in Paris: Die jüngste Athletin ist Para Schwimmerin

„Wir haben eine gute Mischung aus sehr erfahrenen Athlet*innen sowie jungen Sportler*innen, die es teilweise erstmals zu den Paralympics geschafft haben“, sagte Quade. Insgesamt werden 56 Athlet*innen in Paris ihre paralympische Premiere erleben. Die meisten Sportler*innen kommen aus Nordrhein-Westfalen (33), gefolgt von Niedersachsen (17), Brandenburg (14) sowie Hessen und Baden-Württemberg (je 12). Älteste Athletin ist wie schon in Tokio Para Dressursportlerin Heidemarie Dresing (69), das Küken des Team D Paralympics kommt aus der Sportart Para Schwimmen und ist die erst 14-jährige Johanna Döhler. Dazu gibt es einen riesigen Erfahrungsschatz: Para Leichtathletin Martina Willing erlebt in Frankreich ihre zehnte Paralympics-Teilnahme seit 1992 – darunter einmal Winterspiele 1994 und nun bereits die neunten Sommerspiele. Dahinter folgen Andrea Eskau (Para Radsport) und Isabell Foerder (Para Leichtathletik) mit der achten Teilnahme sowie Jürgen Schrapp (Sitzvolleyball) und Michael Teuber (Para Radsport) mit ihren siebten Paralympics. Letzterer ist auch erfolgreichster Goldsammler: Bereits fünfmal feierte Teuber den Titelgewinn bei den Spielen.

Vor drei Jahren jubelte auch Elena Semechin (geb. Krawzow) über das ersehnte Paralympics-Gold. Doch wenige Wochen später folgte der Schock: Hirntumor. Die sehbehinderte Para Schwimmerin aus Berlin kämpfte sich nach überstandener Chemotherapie zurück, wurde Welt- und Europameisterin – und will in Paris möglichst ihren Titel verteidigen. „Zum ersten Mal kommen viele Freunde, die Familie und Partner zum Zuschauen und Anfeuern, das ist für mich besonders aufregend. Wenn die Tribünen voll sind und es in der Halle wahnsinnig laut ist, dann ist es elektrisierend und beflügelt mich, noch schneller zu schwimmen“, sagte Semechin vor ihren vierten Paralympics – und blickte auch auf die vergangenen drei Jahre voller Höhen und Tiefen zurück: „Diese Herausforderungen haben mich nur stärker gemacht und meinen Charakter geprägt. Eines ist aber klar: Der Krebs hat es nicht geschafft, die Kontrolle über mein Leben zu übernehmen. Sportlich durfte ich schon viele großartige Erfolge feiern, doch mein größter Sieg ist, wer ich heute bin und was ich aus meinem Leben herausgeholt habe.“

Für Semechin sowie das Tandem-Duo Thomas Ulbricht und Pilot Robert Förstemann, das ebenfalls bei der Pressekonferenz in den Räumen der Sparkassen-Finanzgruppe Rede und Antwort stand, geht es jetzt in die heiße Phase auf dem Weg nach Paris. Während Ulbricht nach vier Paralympics-Teilnahmen als Para Leichtathlet jetzt seine ersten Spiele im Para Radsport erlebt, geht Olympia-Bronzemedaillengewinner Förstemann nun zum zweiten Mal als Pilot bei den Paralympics auf die Jagd nach Edelmetall. 2021 in Tokio fehlten ihm mit Kai Kruse acht Hundertstel zu Platz drei.

Friedhelm Julius Beucher: „Sportlich haben wir die Hoffnung, dass die Athlet*innen auf den Punkt das abrufen können, was sie jahrelang trainiert haben und im fairen Wettkampf mit der internationalen Konkurrenz die beste Leistung abrufen. Fest steht: Bei den Paralympics bekommen wir eindrucksvoll vor Augen geführt, wozu Menschen mit Behinderungen in der Lage sind.“ Angesichts der weltweiten Kriege und Konflikte sowie der Zunahme gesellschaftlicher Spaltung, auch in Europa, hoffen Beucher und Quade umso mehr, „dass die Spiele in Paris ein Signal der Liebe und des Friedens in die Welt aussenden. Es ist daher nicht nur große sportliche Vorfreude, die wir mit den Paralympics in Paris verknüpfen. Es ist auch der feste Glaube daran, dass Sportereignisse dieser Größenordnung wichtiger sind denn je und ein Zeichen setzen für den Zusammenhalt auf der Welt.“

Die Übersicht des gesamten Team Deutschland Paralympics für die Spiele in Paris 2024 gibt es auf unserer Website, inklusive einiger Informationen und Fakten.

Mehr Informationen zu den Athlet*innen des Team Deutschland Paralympics finden Sie unter www.teamdeutschland-paralympics.de.

Aktuelle News und Informationen rund um die Paralympics in Paris gibt es auch auf der Webseite des DBS.

Quelle: DBS

Zurück