Sitzvolleyball: Randsportart macht Inklusion lebendig
Vielfältiger könnte diese Gruppe, die sich am Samstagmorgen um sechs Uhr in Hoffenheim getroffen hat, nicht sein. Doch Eines verbindet sie alle: Die Liebe zum Sport, der sie sogar bis in die Niederlande bringt. Die Rede ist von der Sitzvolleyballmannschaft von Anpfiff Hoffenheim e.V., die am 22. April 2017 an einem internationalen Spieltag in Belfeld in den Niederlanden teilgenommen hat. Da es in Deutschland keinen Ligabetrieb gibt, ist Sitzvolleyball hierzulande eine noch weitgehend unbekannte Sportart. Einzelne Mannschaften organisieren selbst monatliche Spieltage.
Für die Fahrt ins 360 Kilometer entfernte Belfeld haben die Kraichgauer den Kleinbus als Kooperationsverein von „Anpfiff ins Leben“ genutzt, der auch von Menschen mit Amputationen gefahren werden kann. Da Sitzvolleyball eine ideale Sportart für Menschen mit und ohne körperlichem Handicap ist, sind die Sportler mit fehlenden Gliedmaßen fester Bestandteile der Hoffenheimer Mannschaft. Auch die Alterspanne der Sportler von 25 bis 60 Jahren verdeutlicht den inklusiven Gedanken von Sitzvolleyball. Volker Lauble, der mit zwei Unterschenkelprothesen wieder fest im Leben steht, hebt hervor „dass hier nicht nur behinderte und nicht behinderte Menschen miteinander Sport treiben, sondern auch zwei Generationen.“ Er bemerkt weiter: „Das fühlt sich alles selbstverständlich an. Ich bin stolz, ein Teil dieser außergewöhnlichen Truppe zu sein.“
Gerade in der gegenwärtigen Zeit, in der Inklusion ein häufig benutzter Begriff ist, ist dieses Team ein Beispiel dafür, wie er authentisch umgesetzt werden kann. Menschen, denen ein Arm oder Beine fehlen, begegnen hier den „Normalos“ wortwörtlich auf Augenhöhe, spielen gemeinsam Volleyball indem sie sich durch schnelles Rutschen sitzend am Boden fortbewegen und erleben Akzeptanz und Wertschätzung. Gerade Letzteres ist eine wichtige Erfahrung, um nach einem Schicksalsschlag wieder als vollwertiger Mensch seinen Weg im Leben zu finden. Der beinamputierte Angreifer Magnus Fischer ist begeistert: „Man braucht kein weiteres Equipment, wie Spezialprothesen, sondern setzt sich ans Netz und los geht’s. Mit einem Mal sind wieder alle gleich, ob auf oder neben dem Feld.“ Das bestätigt auch Michaela Nezzer, die vom „Standvolleyball“ zum Team dazu gestoßen ist: „Wir sind zusammen sportlich aktiv, haben Spaß und entdecken weitere Gemeinsamkeiten. Dabei vergessen wir, dass manche Mitspieler eine Behinderung haben.“
Nachdem die Hoffenheimer staufrei in Belfeld angekommen sind, startete der Turniertag im Modus „Jeder gegen Jeden“. Es wurde eine Hin- und Rückrunde gespielt. Am Ende des Tages ist die Mannschaft von Anpfiff Hoffenheim e.V. punktgleich mit Olympia Panningen gewesen. Da die Niederländer jedoch mehr Ballpunkte gemacht haben, überholten sie dadurch die Badener und sicherten sich den dritten Platz. Die Mannschaft vom TSV Bayer 04 Leverkusen hat den zweiten Rang erreicht und das Gastgeber-Team BVC Holyoke ist als Sieger hervorgegangen. Hoffenheims Kapitän Steffen Maier fasst zusammen, dass das „Ergebnis noch Luft nach oben zeigt“, er aber mit der Leistungssteigerung im Turnierverlauf zufrieden war.
Die „Anpfiff-Sitzvolleyballer“ freuen sich über neue Kontakte und Verstärkung! Alle Interessierten sind herzlich zum Probetraining und Kennenlernen eingeladen!
Text: Salome Hermann
Quelle: Anpfiff ins Leben e. V. / Anpfiff Hoffenheim e. V.