"Rehasport ist für mich eine gute Möglichkeit, Menschen zu helfen!"

„Der Rehasport bereitet mir enorm viel Freude – und diese Arbeit möchte ich auch nicht missen“, sagt Margit Kleber. Seit rund einem Vierteljahrhundert ist der Rehasport fester Bestandteil ihres Lebens. Gut 25 Jahre arbeitet sie als zertifizierte Übungsleiterin. Dass Kleber im Mai 65 Jahre alt wurde, merkt man ihr nicht an. Sie versprüht Energie und berichtet begeistert von ihren Kursen. Dass sie ans Aufhören denkt, kommt nicht in Frage. „Solange ich gesundheitlich in der Lage bin und mich fit fühle, möchte ich weitermachen.“

Ganz so einfach sei das schließlich nicht, von heute auf morgen seine Kurse abzugeben. Die Menschen seien ihr über die Jahre ans Herz wachsen. „Einige kenne ich seit 15 Jahren und länger“, entgegnet Kleber und erklärt, „dass dies nicht irgendeine Tätigkeit“ für sie ist. „Da ist mit vielen über die Jahre eine enge Bindung entstanden, weil Rehasport für mich eben mehr ist als bloß eine Sportstunde. Man kennt sich und vertraut sich. Das wäre schlimm, wenn diese Angebote plötzlich wegfallen würden.“

Menschen zu helfen, ihre Gesundheit zu fördern, nach Erkrankungen in den Alltag zurückzukehren oder ihnen, wenn nötig, einfach bloß Zuhörer zu sein – das ist für Kleber über die Jahre eine Herzensaufgabe geworden. Zu sehen und zu erfahren, was Sport den Menschen auf unterschiedlichste Weise geben kann, ist für sie die größte Motivation. „Das erfüllt mich und macht mir großen Spaß“, betont sie. „Man gibt viel, bekommt aber auch enorm viel von den Menschen zurück. Ich denke, man muss eine Leidenschaft dafür entwickeln und sozial eingestellt sein. Dann ist das eine wunderbare Gelegenheit, sich ehrenamtlich zu engagieren.“

Die Saarländerin, die im Mandelbachtal unweit von Saarbrücken wohnt, bietet an vier Tagen in der Woche in zwei Vereinen Reha-Kurse an. Überwiegend ist Kleber im Saarbrücker Verein TuS St. Arnual im Lungensport tätig. Daneben betreut sie die Diabetiker Sportgruppe Saarland und einmal wöchentlich zudem Menschen mit pAVK-Erkrankung.

Spezielle Bewegungsangebote abgestimmt auf die jeweilige Erkrankung zu erstellen und sich dabei auf jeden Betroffenen individuell einzulassen, ist genau die Herausforderung, die Kleber an ihrer Arbeit so liebt und die sie so wichtigmacht. Sie versucht die Teilnehmenden entsprechend ihrer Konstitution und ihrem Gesundheitszustand abzuholen und ihnen mithilfe von Sport zu mehr Mobilität, Ausdauer und Kraft zu verhelfen. „Intensität und Angebot sind je nach Erkrankung verschieden. Auch die Motivation der Menschen ist ganz unterschiedlich“, erläutert Kleber.

Umso wichtiger sei der regelmäßige Austausch. „Ich muss wissen, wenn es jemandem nicht gut geht, wenn er Beschwerden hat oder auch einfach mal ein offenes Ohr braucht.“ Die soziale Teilhabe sei daher mindestens genauso wichtig. „Für viele Menschen ist der wöchentliche Sport ein wichtiger und fester Termin, der Struktur und Ablenkung bietet, ein Treffen mit Gleichgesinnten. Da geht es um ein gemeinsames Miteinander und den Austausch.“

Wer nach der Stunde noch das Gespräch sucht, dem hört Margit Kleber gerne zu. „Dabei kann es auch mal um private Dinge gehen. Vielfach besuchen ältere Menschen die Kurse, die vielleicht zu Hause niemanden mehr haben. Für die ist der Rehasport enorm wichtig und bringt ihnen auch psychologisch enorm viel. Die Integration in eine Gruppe sorgt für ein Gemeinschaftsgefühl. Entsprechend profitieren die Teilnehmenden in vielen Situationen davon, körperlich aktiv zu sein. Insofern ist es nicht damit getan, einfach nur den Sport abzuspulen. Das funktioniert im Rehasport nicht.“

Dass sie irgendwann ihre Berufstätigkeit aufgeben und ausschließlich als Übungsleiterin arbeiten würde, war zunächst nicht ihr Plan. Margit Kleber war anfangs selbst Kursteilnehmerin. „Ich habe das Frauenturnen im Turnverein besucht. Unsere Übungsleiterin hörte dann irgendwann auf, aber der Verein hat keinen Ersatz gefunden. Bis sie mich gefragt haben“, erinnert sich die 65-Jährige schmunzelnd. Das war vor 25 Jahren.

Kleber ließ sich ausbilden und legte diverse Qualifikationen ab. Erst die C-Lizenz Fitness und Gesundheit im Präventionssport. Es folgte die B-Lizenz. „Ich habe schnell so viel Freude daran gefunden, dass ich innerhalb eines Jahres auch die Ausbildung Innere Medizin gemacht habe.“

Dazu kamen Zertifikate im Herz- und Diabetikersport. Kleber: „Aus einem Bewegungsangebot wurden schnell zwei und drei – bis ich auch die pAVK-Gruppe gegründet habe. Irgendwann sprach mich ein Arzt an, ob ich auch Lungensport anbieten könnte“, erinnert sich Kleber. „Es hat sich schnell herumgesprochen, dass es jemanden gibt, der sich im Rehasport engagiert. Übungsleiter werden überall gesucht.“

Die Corona-Pandemie habe diesen Mangel noch einmal drastisch verschlimmert. Dabei sei der Bedarf an Übungsleitern enorm. „Auf dem Weg der Genesung und zur Aufrechterhaltung der Mobilität ist der Rehasport ein wichtiger Bestandteil für die Erkrankten und sollte oberste Priorität haben. Hier würde ich mir eine Stärkung des Ehrenamts wünschen. Dort wird so viel geleistet“, findet Kleber, die weiß: „Jüngeren Menschen fehlt neben Beruf und Familie aber oft die Zeit dafür und es fehlen die Anreize.“

Sie selbst habe finanziell die Möglichkeit gehabt, ihre Teilzeit-Beschäftigung aufzugeben und stattdessen ihrer Leidenschaft als Übungsleiterin nachzugehen. „Das fing im kleinen Rahmen an, irgendwann wurde es so vielfältig, dass ich mich entscheiden musste. Ich hatte das Glück, dass ich das so machen konnte“, sagt Kleber, die auch auf das Problem der vielerorts fehlenden Hallenzeiten hinweist. „In den Ferien sind vielfach die Hallen geschlossen, im Sommer bis zu sechs Wochen. Sport ist dann nur im Freien möglich, das aber geht nicht für alle Kurse. Den Menschen fehlt dann die Bewegung.“

Kleber möchte unbedingt dafür werben und dazu animieren, dass sich mehr Menschen engagieren und über die Möglichkeiten gerade in der Aus- und Weiterbildung informieren. Immerhin tut man als Übungsleiter auch gleichzeitig sich selbst etwas Gutes. Was Besseres kann den Kurs-Teilnehmenden doch gar nicht passieren: dass die 65-Jährige ihnen noch lange erhalten bleibt!

Weitere Infos zum Rehabilitationssport und der Kampagne "Rehasport ist für mich..." finden Sie auf der Homepage des DBS.

Quelle: DBS

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