Para Ski alpin: Krönung zum Abschluss

Monoskifahrerin Anna-Lena Forster hat souverän den Gesamtweltcup im Para Ski alpin gewonnen. Weniger als ein Jahr vor den Paralympics in Italien war ihr der Triumph schon vor den beiden abschließenden Slalom-Rennen in Veysonnaz (Schweiz), die sie jeweils gewann, nicht mehr zu nehmen. Für die 29-jährige Radolfzellerin war es die Krönung einer Saison mit Licht und Schatten – und mit deutlich mehr Konkurrenz. Anna-Maria Rieder schaffte es im Gesamtweltcup in der stehenden Klasse auf den zweiten Platz.

Anna-Lena Forsters Vorsprung im Gesamtweltcup vor der Spanierin Audrey Pascual Seco und Momoka Muraoka aus Japan war am Ende groß. Dabei gestaltete es sich auf der Piste häufig deutlich enger. „Wir haben uns coole Battles geliefert, so macht das viel mehr Spaß. Das Feld ist näher zusammengerückt, die anderen sind auch echt gut unterwegs. Ich musste richtig dafür kämpfen. Daher bedeutet es mir viel mehr, in dieser Saison den Gesamtweltcup zu gewinnen. Das hat einfach eine höhere Wertigkeit“, sagt Forster.

In Veysonnaz ließ die vierfache Paralympics-Siegerin keine Zweifel mehr daran aufkommen, dass sie sich die begehrte große Kristallkugel zum sechsten Mal schnappen würde. Drei Siege und zwei zweite Plätze in den abschließenden fünf Weltcup-Rennen im Riesenslalom und Slalom unterstreichen, dass Forster trotz stärkerer Konkurrenz weiterhin das Maß aller Dinge in der Klasse der Monoskifahrerinnen ist. Der große Vorsprung resultiere auch daraus, dass nicht alle Konkurrentinnen bei allen Weltcups dabei waren, sagt Forster. Doch auch sie selbst verpasste nach einer Gehirnerschütterung, die sie sich bei einem Trainingssturz zugezogen hatte, zwei Rennen. „Insgesamt war es eine richtig gute Saison für mich. Gold und Silber bei der WM, dazu der Gesamtweltcup – das gibt mir ein gutes Gefühl und die Gewissheit, dass ich auch bei mehr Konkurrenz ganz vorne mitmischen kann“, betont Forster.
 
Anna-Lena Forster: „Ich muss angreifen, wenn ich gewinnen will“

Verbesserungspotenzial sieht sie vor allem in den Speed-Disziplinen. „Wenn die Bedingungen schwierig sind mit eisiger Piste oder schlechter Sicht, dann tue ich mich schwer und daran muss ich arbeiten. Dafür braucht es eine mentale Strategie, aber auch die entsprechenden Trainingsbedingungen“, erklärt Forster und fügt an: „Manchmal bin ich zu verhalten unterwegs, aber es reicht nicht, nur solide herunterzufahren. Ich muss angreifen, wenn ich gewinnen will.“

Im Riesenslalom sei der Knoten im Laufe der Saison aufgegangen. „Da habe ich einen großen Fortschritt gemacht und kann wieder um den ersten Platz mitfahren“, sagt Forster. Im Slalom hat sie ihre Dominanz erneut unter Beweis gestellt, auch wenn die Konkurrenz ihr auf den Fersen ist. „Ich kann mit breiter Brust in den Sommer und die nächste Saison gehen“, betont die Monoskifahrerin vom BRSV Radolfzell. Vor dem Urlaub stehen allerdings noch FIS-Rennen im Pitztal (Österreich), die Zoll-Meisterschaften sowie ein Trainingslager auf dem Programm. Längst geht der Blick bereits Richtung Cortina und Paralympics, die am 6. März 2026 eröffnet werden. „Die Vorfreude ist sehr groß, ich habe aber auch Respekt davor. Cool ist: Es sind meine ersten Winterspiele, zu denen ich mit dem Auto fahren kann.“

Anna-Maria Rieder mit Sieg zum Abschluss, Christoph Glötzner in der Weltspitze etabliert

Mit einem guten Gefühl hat sich auch Anna-Maria Rieder von der letzten Weltcup-Station verabschiedet. Im abschließenden Slalom schaffte es die 25-Jährige vom RSV Murnau ganz nach oben aufs Podest. Die Gesamtweltcupwertung in der Klasse der stehenden Damen beendete sie als Zweite hinter der dominierenden Schwedin Ebba Aarsjoe. Bei der WM gewann Rieder Bronze im Slalom. Es war eine ordentliche Saison, in der sie das Podium als Vierte oder Fünfte auch immer mal wieder verpasste. „Daran wollen wir arbeiten, dass sie es in dieser starken Klasse noch häufiger aufs Treppchen schafft“, sagt Bundestrainer Justus Wolf.

Ohne Podestplatzierung blieb in diesem Winter Christoph Glötzner. Der 21-Jährige aus Neumarkt in der Oberpfalz hat dennoch bewiesen, dass mit ihm in Zukunft zu rechnen ist. „Christoph ist konstant in die Top acht gefahren und hat sich trotz seines Medizinstudiums in der Weltspitze etabliert. Er hält gut vorne mit. Das stimmt mich sehr positiv, wenn wir den Fokus in der kommenden Saison mit Blick auf die Paralympics noch etwas mehr auf den Sport legen“, sagt Wolf. Ein anderer Maßstab gelte für Alexander Rauen und seinen Guide Jeremias Wilke sowie Monoskifahrer Leon Gensert. „Für beide geht es zunächst darum, mehr Stabilität zu erlangen und Erfahrungen zu sammeln in den Wettkämpfen mit den Besten der Welt“, berichtet Wolf. Gensert sei es gelungen, beim Weltcup-Abschluss in der Schweiz in allen zehn Läufen ins Ziel zu kommen, wenn auch noch mit Platzierungen im hinteren Bereich. „Leon muss noch Lehrgeld bezahlen, das ist ganz normal. Er ist ein Perspektivsportler und befindet sich auf dem richtigen Weg.“

Die WM als Ärgernis, der Heim-Weltcup am Feldberg als Highlight

Lehrgeld bezahlt wurde in dieser Saison auch auf organisatorischer Ebene. Die Rennplanung gestaltete sich schwierig, die WM wurde erst Ende November trotz Bedenken ins slowenische Maribor vergeben, nachdem China als Ausrichter zurückgezogen hatte. In Maribor kam es schließlich wie befürchtet: Aufgrund von Schneemangel und Sicherheitsbedenken mussten die Speed-Rennen ersatzlos gestrichen werden, so dass es WM-Entscheidungen nur in zwei statt fünf Disziplinen gab. „Das war ein großes Ärgernis“, sagt Justus Wolf rückblickend, ergänzt aber: „Letztlich hat es dazu geführt, dass jetzt endlich konstruktive Gespräche geführt werden, die zuversichtlich machen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Ich sehe die Chance, dass wir uns für die Zukunft besser aufstellen und sinnhafte Veränderungen anstoßen. Es geht darum, dass der Rennkalender viel früher feststehen muss, dass wir größere Planungssicherheit haben und auch die finanzielle Belastung der Nationen im Rahmen bleibt.“ Zur Wahrheit gehöre jedoch auch, dass die Organisatoren nicht Schlange stehen, vor allem im Speed-Bereich, so dass sich der Weltverband FIS gleich mit mehreren Herausforderungen konfrontiert sieht.

So war das eigentliche Highlight des Winters nicht die WM in Slowenien, sondern der erste Para Ski alpin-Weltcup auf deutschem Boden am Feldberg. „Dort haben wir Rahmenbedingungen geschaffen, die leider nicht selbstverständlich sind, die aber eigentlich der Standard sein sollten, wenn man den Athletinnen und Athleten würdige Wettkämpfe bieten will“, sagt Bundestrainer Justus Wolf. Anna-Lena Forster ergänzt: „Für mich war der Heim-Weltcup ganz klar der Saison-Höhepunkt, der in sehr guter Erinnerung bleiben wird und den es hoffentlich noch häufiger geben wird.“ Vielleicht schon in der Paralympics-Saison.

Text: Kevin Müller / DBS

 

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