Heimrennen als Highlight: Landestrainer Markus Sommerhalter blickt auf eine spannende Para Ski Nordisch Saison

In wenigen Wochen startet die neue Weltcup-Saison der Para Ski Nordisch Athletinnen und Athleten. Der Auftakt findet im kanadischen Canmore vom 4. - 14. Dezember statt. Einen Monat später startet das Nordic Paraski Team im heimischen Schwarzwald am Notschrei (Weltcup vom 8. - 11. Januar 2026) und eine Woche später in Finsterau, Bayern. Höhepunkt und zugleich Abschluss der Saison werden die Paralympics in Mailand/Cortina (Italien) vom 6. - 15. März 2026 sein.

Wir haben mit unserem Landestrainer Para Ski Nordisch, Markus Sommerhalter, über die anstehende Saison gesprochen und möchten den Blick dabei vor allem auf unsere badischen Athletinnen und Athleten richten.

Am 4. Dezember startet die Wintersaison mit dem ersten Weltcup in Canmore (Kanada). Kannst Du uns schon sagen, wer aus dem Badischen Landesverband dabei sein wird?

Ganz genau kann ich das noch nicht sagen. Diese Entscheidung liegt nicht bei mir, sondern bei den zuständigen Bundestrainern. Aufgrund der hohen Reisekosten und des hohen Aufwandes wird die Nationalmannschaft mit einem etwas kleineren Aufgebot nach Kanada reisen. Das übergeordnete Ziel diesen Winter sind natürlich die Paralympics in Mailand und Cortina und da kann es sein, dass der Weltcup in Canmore nicht ganz optimal in die Vorbereitung auf die Paralympics passt. Da wird im Einzelfall entschieden, welche Strategie und welche Weltcups eine optimale Vorbereitung für die Spiele bieten. Mit Sicherheit ist der Gesamtweltcup für einige Athletinnen und Athleten auch ein großes Ziel, diese werden natürlich die Weltcups in Canmore bestreiten. Also eine Nicht-Teilnahme beim Weltcup in Canmore heißt nicht unbedingt, dass die Form nicht gut ist, sondern kann auch einfach eine individuelle Entscheidung sein, um sich bestmöglich auf die Paralympischen Spiele vorzubereiten.

Mit welchen Athletinnen und Athleten trainierst du auf Landesebene?

Aktuell ist unser Landeskader sehr klein. Von den Sportlerinnen und Sportlern, die ich die letzten Jahre intensiver im Landeskader betreuen konnte, sind die meisten in den Bundeskader aufgestiegen. Theo Bold und sein Bruder Jakob sowie Max Long sind jetzt für diesen Winter fester Bestandteil der Nationalmannschaft. Das freut mich natürlich sehr. Nebenbei habe ich versucht den gewonnen Nachwuchs aus den letzten Jahren an den Landeskader heranzuführen. Hier hatten wir einfach eine Lücke bis unsere jüngeren Sportlinnen und Sportler in ihrer Entwicklung so weit sind den nächsten Schritt in den Landeskader zu gehen. Daher hatte ich jetzt auch die Gelegenheit in den letzten Jahren wirklich ganz an die Basis zu gehen und Sportlerinnen und Sportler auf Vereinsebene zu betreuen und dort die Strukturen für den Parasport zu gestalten. Das hat aus meiner Sicht bisher sehr gut funktioniert. Also aktuell verbringe ich die meiste Trainingszeit mit dem Nachwuchs hier am Stützpunkt in Freiburg und im Verein. Aufgrund dieser Entwicklung glaube ich, dass wir nach dieser Saison auch wieder einen größeren Landeskader haben werden und ich diese Sportlerinnen und Sportler auf ihrem nächsten Schritt begleiten kann.

Wie sieht/sah die Vorbereitung auf den Winter aus? (Trainingseinheiten, Trainingslager, o.ä.) und welche Wettkämpfe gibt es auf Landesebene?

Die ersten Schneeflocken sind hier ja schon gefallen. Das reicht natürlich noch nicht zum Langlaufen, aber man merkt so langsam, dass es in die heiße Phase geht. Wir sitzen schon fast auf gepackten Koffern da wir Ende November unser erstes Trainingslager im Schnee absolvieren werden. Bisher haben wir immer versucht ein großes und breites Trainingsangebot hier vor Ort anzubieten. Die Grundlage für mich ist immer das Heimtraining, Trainingslager kommen dann punktuell hinzu. Aber ein regelmäßiges und kontinuierliches Trainingsangebot in den Vereinen ist für mich die oberste Priorität. Aufgrund der Entwicklung in den letzten Jahren haben wir auch im Herbst einen großen Block mit Wettkämpfen gehabt. Dazu gehörte die Deutsche Meisterschaft in der Skihalle in Oberhof sowie einige Skirollerrennen hier in der Region. Da hat sich in den letzten Jahren einiges getan.

Über den Sommer haben wir sehr vielfältig trainiert. Wir wollen die Kinder sehr vielfältig ausbilden, ein Konzept, dass im olympischen Sport schon lange angestrebt wird. Das konnten wir umsetzten. Es gab einige Trainingseinheiten bei denen wir nicht nur auf Rollski und zu Fuß unterwegs waren, sondern auch auf dem Rad, im Schwimmbad, beim Klettern oder im Leichtathletikstadion beim Werfen. Die vielfältige und breite sportmotorische Ausbildung hilft uns auch später im Skilanglauf die Techniken und Bewegungsabläufe einfacher und schneller zu erlernen.

Aktuell wird das Training schon etwas spezifischer gestaltet. Wie eben schon erwähnt liegen auch schon einige Skirollerrennen hinter uns und wir bereiten uns gerade auf die Rennen im Winter vor. Es gibt seit letztem Jahr eine Rennserie für Kinder in denen nicht nur die schnellste Rundenzeit gefragt ist, sondern auch Koordination und Geschick auf den Skiern und im Team. Darüber hinaus gibt es für Parasportlerinnen und Parasportler Startklassen bei den Schwarzwaldmeisterschaften und Baden-Württembergischen Meisterschaften. Und viele Ausrichter von den regionalen Rennen freuen sich, wenn wir an den Start gehen und sind gerne bereit eine Wertungsklasse für uns einzurichten.

Natürlich sind auch das Landes- und Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia und Paralympics“ ein großes Ziel. Dieses Jahr sogar auch vor heimischer Kulisse.

Also der Kalender war, glaube ich, noch nie so voll mit Wettkämpfen wie diesen Winter. Wir können jetzt nur hoffen, dass wir einen schneereichen Winter erleben und kein Rennen aufgrund Schneemangels ausfallen muss.

Welche Aufgaben und Ziele verfolgst du als Landestrainer? Wie sieht deine tägliche Arbeit, insbesondere im Winter, aus?

Auch im Winter trainieren wir die meiste Zeit hier am Stützpunkt in Freiburg und am Notschrei. Wir haben ein Trainingsangebot, welches sich über die ganze Woche erstreckt und somit auch für jeden individuell gut passt. Da die Gruppe in den letzten Jahren deutlich gewachsen ist, ist der Materialaufwand deutlich gestiegen. Das merke ich auch in meiner täglichen Arbeit. Das Vor- und Nachbereiten des Materials, Schuhe, Ski, Stöcke und vor allem der Sitzschlitten ist sehr zeitaufwendig. Auch das Organisieren der Fahrzeuge nimmt immer mehr Zeit in Anspruch. Mittlerweile brauchen wir zwei Busse, um von A nach B zu kommen. Die Eltern helfen kräftig mit wofür ich sehr dankbar bin. Somit ist es vormittags meist etwas entspannter bei mir und ich habe ab und an noch Zeit selbst Sport zu machen. Meine Hauptarbeitszeit beginnt dann meist erst mittags und die Tage an denen ich bis spät abends noch unterwegs bin sind mehr geworden. Ich muss mir meine Energie über den Tag also gut einteilen. Aber es ist einfach schön zu sehen, dass man mit seinem Einsatz auch etwas bewirken kann.

In den vergangenen Jahren war mein Ziel, dass wir im Winter Rennen haben, die für uns als Para Ski Nordisch Mannschaft passen. Das hat sich mit den umliegenden Vereinen und Stützpunkten wirklich extrem gut entwickelt. Im Winter findet fast jedes Wochenende ein Rennen statt, an dem Kinder und Jugendliche aus dem Bereich Para Ski teilnehmen. Das macht es natürlich sehr anstrengend, aber auch sehr schön. Diese Entwicklung ist ein echter Gewinn für den Sport.

Zu Beginn des Winters haben wir schon einige Aktionstage geplant, um Kindern mit und ohne Behinderung den Einstieg in den Skilanglauf zu ermöglichen und zu erleichtern. Ich bin mir sicher, dass auch dieses Jahr unsere Gruppe nach den Aktionstagen wieder größer wird und die Kinder unser Sportangebot langfristig wahrnehmen.

Ein Großteil des Nordic Paraski Team Deutschlands trainiert ebenfalls wie das Landeskader-Team am OSP in Freiburg und am Notschrei. Wie eng wird hier miteinander trainiert und zusammengearbeitet?

Ich würde sagen so eng, dass ich uns als ein Team sehe. Das ist ein unfassbar angenehmes Arbeiten in diesem Team. Ich habe das Gefühl, dass das einfach gut ineinandergreift und man sich gegenseitig unterstützt und in der Arbeit ergänzt. Mein Schwerpunkt liegt natürlich im Kinder- und Nachwuchsbereich. Aber mit den Sportlerinnen und Sportlern aus dem Landeskader müssen wir Trainer uns gut absprechen, um den Übergang und den Sprung in den Bundeskader so gut wie möglich zu gestalten. Auch mit dem neu entstandenen Exzellenzcluster arbeiten wir Trainer sogar sportartübergreifend. Das finde ich wirklich bemerkenswert und sieht man in dieser Form wirklich selten.

Wenn Anfang Januar der Weltcup am Notschrei stattfindet, ist das für unsere badischen Athletinnen und Athleten sicherlich ein besonderes Ereignis vor heimischem Publikum und auf vertrautem Terrain. Wie blickst du auf den Termin und wird dem im Team schon sehr entgegengefiebert? Werden auch Athletinnen und Athleten aus dem Landeskader am Start sein?

Der Weltcup am Notschrei ist natürlich ein Highlight. Und mit dem Langlaufweltcup eine Woche später in Finsterau findet sogar gleich das nächste Highlight in Deutschland statt. Da die meisten aus dem Bundes- und Landeskader hier am Bundesstützpunkt in Freiburg leben und trainieren, ist die Nähe zum Notschrei natürlich etwas Besonderes. Und ich glaube Jede und Jeder im Team freut sich auf die Heimrennen. Da bietet sich auch mal die Gelegenheit für die Familien und Freunde an die Strecke zu kommen und die Sportlerinnen und Sportler anzufeuern. So oft gibt es diese Gelegenheit nicht.

Für die Nachwuchssportlerinnen und -sportler ist das auch eine gute Gelegenheit Weltcupluft zu schnuppern. Eine kürzere Anreise bietet hier die Möglichkeit erstmal einzelne Rennen in den Fokus zu nehmen, um punktuell Erfahrung zu sammeln.

Für den Landeskader Ba-Wü wird Moritz Roth einzelne Rennen im Weltcup bestreiten dürfen. Er hat eine großartige Entwicklung hingelegt und hat auch schon im Weltcup hohe Ziele. Für ihn gilt es aber erstmal dabei zu sein, die Abläufe mit dem Team und im Rennen kennenzulernen. Da wird er sicherlich am Anfang noch Lehrgeld bezahlen müssen, aber genau darum geht es, dass er aus diesen Situationen die nötige Erfahrung bekommt.

Max Long und Theo Bold würde ich schon fast zu den etablierten Sportlern zählen. Die sind sowohl im Training als auch in den Wettkämpfen ein fester Bestandteil des Bundeskaders. So viel habe ich die beiden im Sommer nicht mehr gesehen, da sie „leider“ oder „glücklicherweise“ in den Bundeskader aufgestiegen sind. Die werden natürlich bei den Heimweltcups an den Start gehen.

Wie schätzt du die Erfolgschancen für das Team Deutschland Paralympics bei den anstehenden Weltcups und den Paralympischen Spiele ein, insbesondere für unsere badischen Athleten?

Die Chancen auf Medaillen bei den Paralympischen Spielen schätze ich sehr hoch ein. Es kommt noch ein bisschen darauf an, ob die russischen Athletinnen und Athleten bei den Paralympischen Spielen starten dürfen. Die hatten in der Vergangenheit immer ein großes und auch starkes Team. Aber egal, wie die Entscheidung ausfällt glaube ich, dass die deutschen Athletinnen und Athleten sehr gute Chancen auf Medaillen haben. Für Goldmedaillen muss an dem einen Tag alles passen und viele Faktoren spielen mit hinein. Soweit ich das aber von außen betrachten kann, überlässt das deutsche Team sehr wenig dem Zufall und arbeitet in vielen Bereichen wirklich extrem professionell. Ich bin mir sicher, dass sich das Team für die Arbeit auch mit Medaillen belohnen kann.

Bei den Weltcups muss man das etwas differenzierter betrachten. Da gibt es ganz individuelle Einsatzstrategien für die Sportlerinnen und Sportler. Das Ziel ist im März bei den Paralympischen Spielen in Höchstform zu sein. Da wird auch das ein oder andere Rennen im Weltcup genutzt, um sich in die Form zu bringen. Aber klar ist natürlich auch, dass das deutsche Team immer um die Medaillen kämpfen will und das auch in diesem Winter wieder tun wird.

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