Forster vor Para Ski alpin-WM: „Muss das Gaspedal finden“
Die Para Ski alpin-WM in Slowenien steht an (5. bis 11. Februar) – doch wer in Maribor auf den Abfahrts-Zielraum blickt, sieht mehr grüne und braune Flächen als weißen Schnee. Und so war es nur logisch, dass die Abfahrt als eigentlich erster Wettbewerb der WM am Sonntag aus dem Rennprogramm gestrichen wurde – ersatzlos. Das deutsche Team befand sich zu dem Zeitpunkt auf der Anreise vom Trainingslager aus den italienischen Dolomiten kommend. Anstelle des zweiten Abfahrtstrainings soll am Mittwoch bereits das erste Rennen im Super G stattfinden.
„Wir können es nicht ändern, aber warten mal ab“, zeigt sich Bundestrainer Justus Wolf angesichts der schmalen weißen Piste, die sich den Berg hinunterschlängelt, vorsichtig: „Es ist fraglich, ob man Super G fahren kann. Dafür muss die nötige Sicherheit und der Sturzraum gegeben sein und wenn uns hier noch was wegschmilzt, wird das problematisch. Riesenslalom und Slalom kann man bestimmt fahren, aber nachdem der anspruchsvolle Zielhang wegfällt, ist mir die Strecke eigentlich zu einfach.“ Wolf hatte mit den anderen Coaches am Montag die Piste besichtigen dürfen, am Dienstagmorgen stand dann das erste Hangbefahren für das Team an, das mit Paralympics-Siegerin Anna-Lena Forster und Abfahrts-Weltmeisterin Anna-Maria Rieder, die eigentlich in den technischen Disziplinen zuhause ist, zwei Medaillenkandidatinnen in seinen Reihen hat. Können alle vier Entscheidungen – der Super G, die Super-Kombination, Riesenslalom und Slalom – durchgeführt werden, hofft Wolf auf sechs Medaillen. Wenn nur die beiden technischen Disziplinen gefahren werden, sollten es schon drei Edelmetalle sein, rechnet der Bundestrainer vor.
Für die Athleten im Team, Christoph Glötzner sowie die WM-Debütanten Alexander Rauen mit Guide Jeremias Wilke und Monoskifahrer Leon Gensert, sind die Ziele individuell: Glötzner, der im Slalom in der vergangenen Saison auch schon aufs Weltcup-Podest fuhr, kann immer mal vorne angreifen. „Für ihn ist es aber mit dem Hang jetzt nicht leichter geworden“, bremst Wolf die Erwartungen. Rauen solle mit einer Top 8-Platzierung den Kaderstatus beim Saisonhöhepunkt bestätigen und Gensert weitere Erfahrungen sammeln.
Anna-Lena Forster: "Ich fühle mich bereit und freue mich auf spannende Wettkämpfe"
Anna-Lena Forster ist trotz der unruhigen Vorbereitung und der Tatsache, dass die Piste bislang noch unbekannt ist, guter Dinge für die WM: „Ich glaube, es wird auch sportlich spannend, nicht nur schneetechnisch. Die komplette Konkurrenz ist hier. Die Piste wird so flach sein wie bei den Rennen in Steinach und da habe ich mich ja eher schwergetan“, blickt sie auf den Weltcup-Auftakt zurück, als sie im Super-G Zweite und Vierte wurde und in der Super-Kombination siegte: „Ich muss einfach schauen, dass ich das Gaspedal finde, vor allem im Super G, aber auch im Riesenslalom. Doch ich fühle mich bereit und freue mich auf spannende Wettkämpfe. Dafür trainiert man schließlich die ganze Saison.“
Die Hoffnung ist, dass die WM trotz der schwierigen Bedingungen in einem würdigen Rahmen stattfinden kann – vor allem, nachdem der alpine Rennzirkus beim ersten Heim-Weltcup in Deutschland am Feldberg im Schwarzwald jüngst noch ein Event der Extraklasse erleben durfte. „Es war diesmal sehr schwierig, einen Ausrichter für die WM zu finden. Ich weiß nicht, ob es zu teuer ist oder ob es zu kurzfristig war, weil die WM bis zum Sommer ja eigentlich in China eingeplant war. Gerade nach unserem Heim-Event ist es für mich schwierig zu verstehen, warum bei einer WM solche Verhältnisse herrschen. Die Fragen muss sich die FIS als Weltverband stellen. Die Leute vor Ort geben alles, das Hotel ist in Ordnung, die Wege sind kurz“, sagt Wolf und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Es ist eben nicht immer Feldberg.“ Jetzt solle das Sportliche in den Fokus rücken – und da ist das deutsche Team um Monoskifahrerin Anna-Lena Forster gut gerüstet.
Das deutsche Aufgebot der Para Ski alpin-WM in Maribor (Slowenien): Anna-Lena Forster (29, Singen, BRSV Radolfzell), Anna-Maria Rieder (25, Garmisch-Partenkirchen, RSV Murnau), Leon Gensert (20, Darmstadt, RSV Murnau), Christoph Glötzner (21, Neumarkt in der Oberpfalz, RBA im ASV 1860 Neumarkt), Alexander Rauen (23, Wittlich, SV Lappersdorf), Jeremias Wilke (25, Langenfeld, SG Ennepetal).
Weitere Informationen rund um die WM und Ergebnisse gibt es auf der Webseite des internationalen Verbandes.
Quelle/Text: Nico Feißt / DBS