Endspiel in Skandinavien

Para Skilanglauf, Weltcup-Finale und WM-Sprint

Zwölf Tage in Norwegen und Schweden beschließen den Winter. Der Saison-Höhepunkt steigt in Trondheim – mit ordentlichen Medaillenchancen vor garantiert vollen Rängen.

Die nordischen Ski-Weltmeisterschaften elektrisieren Trondheim. Zu Beginn der Woche, zwei Tage vor dem WM-Auftakt, verkündete deren Direktor Åge Skinstad 192.000 verkaufte Eintrittskarten. „Die Menschen haben verstanden, dass sie sich ihre Tickets sichern müssen, bevor es zu spät ist“, sagte Skinstad. Es ist ein Satz, der bei den besten Para Skilangläuferinnen und Para Skilangläufern der Welt die Aufregung noch einmal steigern dürfte. Wenn sie am 4. und 5. März im Trondheimer Granåsen skisenter zu ihrem WM-Sprint in der klassischen Technik antreten, wird ihnen eine einzigartige Aufmerksamkeit zuteilwerden.

Erstmals ist ein Para Ski nordisch-Wettkampf in einen solch großen, inklusiven Kontext integriert. Dem Sprint-Prolog am 4. März folgen die Klassisch-Rennen der Nichtbehinderten über zehn Kilometer mit Stars wie Johannes Høsflot Klæbo, Jessie Diggins oder Victoria Carl. Tags darauf wechseln sich Athletinnen und Athleten ohne (Team-Sprint Qualifikation sowie Finale) und mit Behinderung (Sprint Halbfinale sowie Finale) in der Loipe ab. Der deutsche Bundestrainer Ralf Rombach geht davon aus, dass die Strahlkraft des Wettkampfs für Para Ski nordisch sogar noch größer sein könnte als bei den Paralympics. „Für uns  wird die Kulisse auf jeden Fall eine sehr coole Angelegenheit werden“, sagt er.

Ein Quartett hat gute Chancen
Sechs deutsche Frauen (darunter Kathrin Marchand, oben im Foto) und fünf Männer (plus sechs Guides von Sehbeeinträchtigten) wollen in Trondheim zeigen, was der Para Sport zu bieten hat. Die größten Medaillenchancen werden Anja Wicker bei den Frauen sitzend, Leonie Walter bei den Frauen mit Sehbeeinträchtigung sowie Sebastian Marburger und Marco Maier bei den Männern stehend eingeräumt. Bislang war Wicker bei allen sechs WM-Rennen des Jahres auf dem Podium, Leonie Walter nur in einem nicht. Marburger gewann beide Weltcup-Sprints der laufenden Saison, Maier geht als WM-Titelverteidiger an den Start. Er siegte vor zwei Jahren in Östersund (Schweden) überlegen, damals allerdings in der freien Technik, die ihm etwas mehr liegt.

Bevor es für die deutsche Mannschaft aber nach Trondheim geht, steht rund zwei Autostunden nordöstlich ein weiterer Termin an: das Para Weltcup-Finale in Steinkjer mit drei Rennen an diesem Wochenende, auf die vor allem Leonie Walter heiß ist: als aktuell Zweite des Gesamtweltcups greift sie nach der Kristallkugel, die ihr in ihrer Trophäensammlung noch fehlt. Auch Anja Wicker hat als derzeit Vierte der Gesamtwertung in ihrer Startklasse noch kleine Chancen auf den Gesamtweltcup, alle anderen werden das Wochenende als Warm-up für Trondheim nutzen.

Auf den Saisonhöhepunkt bei der nordischen Ski-WM folgt der Abschluss: das Para Biathlon-Weltcupfinale im schwedischen Torsby (8. bis 11. März). Insgesamt zwölf Tage wird die deutsche Nationalmannschaft in Skandinavien verbringen. Es ist die zweite längere Tour des Winters; im Januar und Februar war sie drei Wochen lang in Italien und Slowenien unterwegs gewesen.

Die Neuerung ist mit darauf zurückzuführen, dass die Weltverbände FIS (Langlauf) und IBU (Biathlon) die Organisation der Para Wettkämpfe übernommen haben. Das, sagt Ralf Rombach, sei mit vielen positiven Begleiterscheinungen verbunden. Die langen Touren und aufwändigen Reisen mit behinderungsspezifisch-logistischen Herausforderungen zählen nicht dazu. „Besser wäre es, wenn wir wie früher zwei Wochen an einem Ort verbringen könnten oder zumindest an zwei Stationen, die innerhalb von drei Stunden mit dem Auto zu erreichen sind. Das wäre auch nachhaltiger.“ Doch diese Diskussion möchte der Bundestrainer nach der Saison führen. Jetzt gilt zuerst die volle Konzentration dem Endspiel im hohen Norden.

Das deutsche Aufgebot für Steinkjer und Trondheim (Name, Alter, Geburtsort, Verein):

Frauen mit Sehbehinderungen: Linn Kazmaier (18 / Nürtingen / SZ Römerstein, Guide: Florian Baumann / 23 / Nürtingen / SZ Uhingen), Johanna Recktenwald (23 / St. Wendel / Biathlon-Team Saarland, Guide: Michael Huhn / 36 / SV Kirchzarten, ersatzweise für die studienbedingt verhinderte Emily Weiß, eigentlich Bundesnachwuchstrainer), Leonie Walter (21 / Freiburg / SC St. Peter, Guide: Christian Krasman / 23 / Stühlingen / Ski-Club Schönwald)

Frauen stehend: Kathrin Marchand (34 / Köln / SV Kirchzarten)

Frauen sitzend: Merle Menje (20 / Mainz / StTV Singen), Anja Wicker (33 / Stuttgart / MTV Stuttgart)

Männer mit Sehbehinderungen: Theo Bold (18 / Velbert / WSV Isny, Guide: Jakob Bold / 20 / Essen / WSV Isny), Nico Messinger (30 / Freiburg / Ring der Körperbehinderten Freiburg, Guide: Robin Wunderle / 26 / Freiburg / SC Todtnau), Lennart Volkert (21 / Berlin / PSV München, Guide: Nils Kolb / 22 / Freiburg / SV Kirchzarten)

Männer stehend: Marco Maier (25 / Oberstdorf / SV Kirchzarten), Sebastian Marburger (27 / Frankenberg (Eder) / SK Wunderthausen)

Der Zeitplan fürs Para Skilanglauf-Weltcup-Finale und die nordische Ski-WM:

Freitag, 28. Februar: 10 km, freie Technik

Samstag, 1. März: WC-Sprint, 0,8 km für sitzende Klasse, 1,2 km für stehende Klassen, freie Technik

Sonntag, 2. März: 5 km, klassisch

Dienstag, 4. März: Qualifikation WM-Sprint, 0,8 km für sitzende Klasse, 1,2 km für stehende Klassen, klassisch

Mittwoch, 5. März: WM-Sprint Halbfinale und Finale  

Weitere Informationen:
https://www.skiforbundet.no/arrangement/2024-2025/2025wcsteinkjer
https://portal.trondheim2025.no/en

Quelle: Nordic Paraski Team Deutschland

Foto: Marcus Hartmann / Gate3 Photo Agency

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