Auftakt nach Maß in Kanada
Fazit zum Para Langlauf in Canmore (Kanada)
Das Team Deutschland Para Skilanglauf holt beim Weltcup-Start sechs Siege und drei weitere Podiumsplätze. Leonie Walter ist eine Klasse für sich, Lennart Volkert setzt ein dickes Ausrufezeichen im Sprint und Sebastian Marburger läuft über zehn Kilometer klassisch der Konkurrenz zweimal davon.
Als das letzte Rennen des Sprint-Tages auf die Zielgerade ging, drohte der Stadionsprecherin die Puste auszugehen. Ihre Stimme überschlug sich förmlich beim Kommentieren des Finales der Männer mit Sehbehinderung. Und ihre Leidenschaft war dem Anlass angemessen, denn auf ebenjener Zielgeraden kämpften drei Athleten und ihre Guides um den Sieg: der Schwede Zebastian Modin (mit Emil Talsi an seiner Seite) sowie die beiden Deutschen Lennart Volkert (PSV München, mit Nils Kolb) und Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg, mit Robin Wunderle).
Am Ende waren es 50 Hundertstelsekunden, die den Sieger vom Drittplatzierten trennten – und dieser Sieger hieß Lennart Volkert. „Unglaublich geil, ein sehr toller Tag“, war dessen treffender Kommentar zu Rennen und Ergebnis. Der erste Weltcup-Sieg seiner Karriere im für ihn ersten Weltcup-Wettkampf des Winters kommt nicht völlig überraschend. Der 22-Jährige hatte im Training gezeigt, dass in dieser Saison mit ihm zu rechnen ist, er hatte bei den internationalen deutschen Meisterschaften im September den Sprint gewonnen und im Sprint-Prolog am Samstag in Canmore (Alberta, Kanada) die beste Zeit erzielt – vor Teamkollege Messinger, der sich im Finale Volkert und Modin geschlagen geben musste, aber immerhin Oleksandr Kazik aus der Ukraine (mit Serhii Kucheriavyi) distanzierte. „Ich war auf der Zielgerade etwas gefangen. Das ärgert mich, aber ein Podium zum Einstieg ist immer gut“, sagte Messinger – und toppte tags drauf sein Ergebnis noch. Im Massenstart über zehn Kilometer in der klassischen Technik holten Wunderle und er Silber hinter Modin und vor Dmytro Suiarko aus der Ukraine (mit Guide Oleksandr Nikonovych).
Leonie Walter räumt ab
Über Podiumsplätze zum Einstieg konnten sich auch drei weitere Deutsche freuen. Leonie Walter (SC St. Peter, mit Ersatzguide Florian Winker für den kranken Christian Krasman) gewann bei den Frauen mit Sehbehinderung alle drei Wettkämpfe: den Einzelstart über zehn Kilometer am Donnerstag, den Sprint am Samstag und den Massenstart über zehn Kilometer am Sonntag. Ihre härteste Konkurrentin im Feld, Johanna Recktenwald (Biathlon-Team Saarland) musste krankheitsbedingt passen. Die frisch gekürte Para Sportlerin des Jahres 2025 hofft, rechtzeitig für die Para Biathlon-Rennen in Canmore fit zu werden.
Bei den Frauen in der sitzenden Konkurrenz, bei denen die US-Amerikanerin Oksana Masters ein starkes Comeback nach langer Verletzungspause feierte, kam Anja Wicker (MTV Stuttgart) im Sprint auf Rang drei. „Der Sprint hat Spaß gemacht, das Ergebnis tat gut“, sagte Wicker. Von den beiden Rennen über zehn Kilometer konnte sie das weniger behaupten. Zwei fünfte Plätze standen dort zu Buche, der Abstand nach vorne war größer als ihr lieb war. „Ich denke, ich muss die Zeit hier in Kanada nutzen, um an meiner Wettkampfhärte zu arbeiten. Da ist noch Luft nach oben.“ Die zweite Deutsche bei den Frauen sitzend, Andrea Eskau vom USC Magdeburg, landete dreimal auf Rang sechs.
Bei den Männern in der stehenden Konkurrenz sicherte sich Sebastian Marburger (SK Wunderthausen) mit zwei Siegen und einem fünften Platz die Führung im Gesamtweltcup. Der Klassik-Experte gewann über die zehn Kilometer zweimal äußerst souverän. Im Sprint in der ihm eigentlich nicht entgegenkommenden freien Technik zeigte er ebenfalls eine gute Form. „Das waren drei intensive Wettkämpfe. Ich bin unglaublich zufrieden. Die beiden Weltcup-Siege motivieren total“, sagte der 28-Jährige.
Auch ohne Medaille sehr zufrieden waren die deutschen Youngsters bei den Männern mit Sehbehinderung. Theo Bold (WSV Isny) sammelte mit seinem Bruder Jakob Bold als Guide zwei vierte und einen fünften Platz ein. „Die Erfahrung tut uns gut. Ich denke, wir haben gezeigt, dass wir Konstanz halten können“, sagte der 19-jährige Theo Bold, der nun wie der Rest des Teams dem Donnerstag entgegenfiebert. Dann steht das erste Para Biathlon-Rennen des Weltcup-Winters an.
Das deutsche Aufgebot zum Weltcup-Start (Name, Alter, Geburtsort, Verein):
Frauen mit Sehbehinderung: Johanna Recktenwald (24 / St. Wendel / Biathlon-Team Saarland, Guide: Emily Weiß / 22 / Freiburg / SV Kirchzarten), Leonie Walter (21 / Freiburg / SC St. Peter, Guide: Christian Krasman / 24 / Stühlingen / Ski-Club Schönwald)
Frauen sitzend: Andrea Eskau (54 / Apolda / USC Magdeburg), Anja Wicker (33 / Stuttgart / MTV Stuttgart)
Männer mit Sehbehinderung: Theo Bold (19 / Velbert / WSV Isny, Guide: Jakob Bold / 21 / Essen / WSV Isny), Nico Messinger (30 / Freiburg / Ring der Körperbehinderten Freiburg, Guide: Robin Wunderle / 27 / Freiburg / SC Todtnau), Lennart Volkert (22 / Berlin / PSV München, Guide: Nils Kolb / 22 / Freiburg / SV Kirchzarten)
Männer stehend: Sebastian Marburger (28 / Frankenberg (Eder) / SK Wunderthausen)
Der weitere Zeitplan für Canmore:
Donnerstag, 11. Dezember: Biathlon Sprint (7,5 km)
Samstag, 13. Dezember: Biathlon Sprint-Verfolgung (2,4 km sitzend, 3,6 km stehend und sehbehindert)
Sonntag, 14. Dezember: Biathlon-Einzel (12,5 km)
Weitere Informationen zum Team:
Übersicht über alle Ergebnisse und Termine: Para Langlauf und Para Biathlon
Quelle: Nordic Paraski Team Deutschland